Drei_Zinnen

Dolomitenregion Drei Zinnen, 21. August 2019 – Am 21. August 1869 schrieben Paul Grohmann, Peter Salcher und Franz Innerkofler Alpingeschichte. Es war der Tag, an dem das Dreigespann den Gipfel der Großen Zinne einnahm – ein Berg, der bis dahin als „unbezwingbar“ galt. Auf den Tag genau 150 Jahre später wurde an den Drei Zinnen der „große Tag“ und somit diese bergsteigerische Pionierleistung gefeiert, die Region zur weltbekannten Bergsteigerdestination gemacht und im weitesten Sinne zur touristischen Entwicklung von ganz Südtirol beigetragen hat.

„Hier an diesen Abstürzen, an diesen wirklich senkrechten Steilwänden, da kommt wohl nur ein Vogel hinauf.“ Geschrieben hat diesen Satz vor genau 150 Jahren die Wiener Bergsteigerlegende Paul Grohmann, als er die Drei Zinnen umwanderte und die Nordwände sah – eine Wanderung, die er zum Schönsten zählte, was man in diesem Teil der Alpen durchführen konnte. Und doch war Grohmann felsenfest überzeugt, dass man die Drei Zinnen auch besteigen könne.

Am 21. August 1869 war es schließlich so weit. Von der Rimbianco Alm brachen Grohmann, Salcher und Innerkofler um 7.27 Uhr auf, erreichten nach etwa anderthalb Stunden Marsch die Schlucht zwischen der Großen und der Kleinen Zinne und somit den Einstieg zu ihrem für die damalige Zeit bahnbrechenden Kletterabenteuer. Gerade einmal zwei Stunden später reichten sie sich auf dem 2999 Meter hohen Gipfel der Großen Zinne die Hände, genossen den unbeschreiblichen Ausblick auf die umliegenden Berge und musterten mit Interesse und Genugtuung den Schuster, den das Dreigespann Grohmann, Salcher und Innerkofler nur einen Monat vorher erstbestiegen hatte.

Ein Kranz zu Ehren der Pioniere Grohmann, Salcher und Innerkofler

Auf den Tag genau 150 Jahre später machten sich am Donnerstag eine Delegation aus Sexten und Toblach auf, um an die alpinistische Großtat zu erinnern. Von der Auronzohütte ging es zunächst zur „Cappella degli Alpini“, in dessen Nähe sich ein Bronzebüste Paul Grohmanns befindet. Bei diesem Denkmal, das im Sommer 1969 zum 100-jährigen Jubiläum errichtet wurde, legten Guido Bocher (Bürgermeister von Toblach), Thomas Summerer (Vize-Bürgermeister von Sexten) und Stefano Muzzi (Präsident CAI Auronzo) einen Kranz im Gedenken an Grohmann nieder.

Anschließend ging es zur Dreizinnenhütte, von wo man den besten Blick auf das weltbekannte Dreigestirn in den Dolomiten hat. Nach einer kurzen, inmitten der einzigartigen Bergwelt aber sehr bewegenden Andacht, wurde die Zeitkapsel 21.08.2019 – 21.08.2069 gesegnet. Darin befinden sich die Wünsche, Träume und Hoffnungen, welche die Kinder der Grundschulen von Toblach und Sexten zu den Drei Zinnen – Dolomiten verfasst haben. Sie werden bis zur Wiedereröffnung in 50 Jahren im Rahmen des Jubiläums 2069 darin aufbewahrt. Einige Gäste der Feier ließen es sich nicht nehmen, ebenfalls ihre guten Wünsche schriftlich festzuhalten und in dem nachhaltigen und eigentlich sehr unauffälligen Kunstwerk für kommende Generationen aufzubewahren.

Zeitkapsel mit Wünschen der kommenden Generation – und nicht nur

Die Zeitkapsel aus Bronze, die einem Stein in der Nähe der Dreizinnenhütte originalgetreu nachempfunden wurde, haben die Künstler Paolo Albertelli und Mariagrazia Abbaldo, Studio C&C Turin, in Zusammenarbeit mit der „Fonderia Artistica de Carli“ realisiert. Das spezielle Baumwollpapier, auf welches die Botschaften geschrieben wurden, stellte das „Museo della Carta e della Filigrana di Fabriano“ zur Verfügung, während „Scriptorium Foroiuliense“ aus der Gemeinde San Daniele di Friuli die eigenen Stifte verlieh.

Die Skulptur wurde an derselben Stelle installiert, von welcher der Originalstein entnommen wurde. Dieser Originalstein wird im Naturparkhaus Drei Zinnen in Toblach aufbewahrt. Somit wird ein roter Faden zwischen der alpinen Welt und den Menschen geschaffen. Gleichzeitig aber bleibt auch eine Erinnerung an die Zeitkapsel.

Nach dem Mittagessen auf der Dreizinnenhütte ging es am frühen Nachmittag hinab zur Talschlusshütte, wo sich die zahlreichen Gäste – darunter auch HGV-Präsident Manfred Pinzger – bei einer zünftigen Südtiroler Marende stärkten. Am Abend folgte mit der Premiere des Dokumentarfilms von Reinhold Messner „Die Große Zinne – 150 Jahre Kletterkunst“ im Eisstadion von Toblach das abschließende und krönende Highlight des „großen Tags“.

Premiere des Films „Die Große Zinne“ von Reinhold Messner

Die 50-minütige Dokumentation zeigt im Zeitraffer die Faszination der Berge im Wandel der Zeit. Reinhold Messner führt durch die Geschichte und erklärt seine Motivation zum Film damit, dass „sich nirgendwo anders die Entwicklung des alpinen Kletterns von den Anfängen bis zur Gegenwart besser schildern lässt, als an der Großen Zinne.“ Der Handlungsstrang des Films basiert auf fünf Erfolgsgeschichten großer Alpinisten, die alle für die Entwicklung des Sportkletterns und den Pioniergeist ihrer Zeit stehen, sowie Meilensteine in der Geschichte des alpinen Kletterns darstellen. Zu den herausragenden Alpinisten zählen Paul Grohmann, Hans Dülfer, Emilio Comici, Dieter Hasse, Lothar Brandler und nicht zuletzt Alexander Huber.

Der Film „Die Große Zinne“ entstand in einer Koproduktion von Mediaart Production Coop und Messner Mountain Movie. Unterstützt wurde das Filmprojekt von IDM Filmförderung, sowie den Tourismusvereinen des 3-Zinnen-Gebietes Toblach, Innichen, Sexten, Niederdorf und Pragser Tal.

 

Fotos: Christian Tschurtschenthaler

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